Es ist ein offenes, selbstverwaltetes Haus für Jugend- und Subkultur im ländlichen Raum. Diese Eigenschaften sind die Konstanten einer mittlerweile Jahrzehnte überspannenden Entwicklung, die durch die Suche nach einer Nische, gemeinschaftliches und individuelles Engagement und glücklichen Zufall in Tragwein, Mühlviertel geschehen konnte.
1989 – Der Eiserne Vorhang ist gefallen. SPÖ und ÖVP regieren in Koalition.
Nirvana spielt in der Linzer Kapu. Die Tragweiner Jugend findet in Sportvereinen,
Musikverein und Feuerwehr einen Platz zum entfalten. Gut so.
„Nein!“, sagen einige junge Erwachsene, „wir brauchen keine Zielsetzung!
Wir wissen selber was wir wollen.“ Sie erwirken als unorganisierte Gruppe und
organisiert in der Sozialistischen Jugend gemeinsam mit dem Jugendzentrumsverband
(JZV) den Kauf des heutigen Malarias. Das anfängliche Projekt sieht eine Art Volkshaus vor.
Das intensive Engagement der Jungen verschiebt aber bald den Schwerpunkt zur offenen aber
auch politischen Jugendarbeit und zur Förderung einer Subkultur, die bisher im
ländlichen Tragwein keinen Platz hatte.
Und dann? – Der enormen Veranstaltungsdichte bereits am Anfang stand ein nicht
ausgestattetes Haus gegenüber. Zwischen den Konzerten, Theateraufführungen und
Workshops musste der ehemalige Schweinestall menschenfreundlich gemacht werden.
Jeder wirtschaftliche Erfolg wurde wieder ins Haus und seine Ausstattung
investiert. Zu den Betreibern vom JZV trat bald der Kulturverein Malaria
auf den Plan und sorgte für die Programmierung im Haus.
Laute Musik und wildes Treiben fanden nicht nur Verständnis. Die bisherigen
Platzhirsche der Regionalkultur mußten aber den Newcomer schließlich anerkennen
und es stellte sich ein Klima der Koexistenz ein. Der schlechte Ruf blieb…
Wie dem auch sei, im Laufe der Jahre etablierte sich das Malaria trotzdem oder
gerade deshalb für lokale KünstlerInnen als Homebase. Kollektive wie Good Vibration
und Dreadlions bauten hier ihre Sound Systems - Hiphop Künstler, Djs und Punkbands
starteten hier ihre Laufbahnen. Internationale MusikerInnen bespielten das Haus.
Vorläufiger Höhepunkt in organisatorischer Hinsicht war sicherlich das Open Air
Reggea-Dancehall Festival Jah-Mek-Ya im 2004 mit über tausend BesucherInnen.
Gleichzeitig fanden Filmvorführungen, Workshops und Solidaritätsaktionen für
verschiedene humanitäre Initiativen statt. Der Regelbetrieb wurde von den
allsommerlichen Umbauarbeiten am Haus unterbrochen. Alles was hier im Haus
geschah wurde allein von seinen NutzerInner möglich gemacht. Improvisierte
Organisationsstrukturen wurden über Bord geworfen, wenn sich nichts taugten,
in einer demokratisch erstellten Hausordnung aufgenommen, wenn sie sich bewährten.
Und jetzt? - Das Malaria versteht sich als autonomes Kollektiv. Flache Hierarchie, Offenheit in alle Richtungen und Eigenverantwortung sind das Fundament des Hauses. Noch wichtiger ist aber wahrscheinlich, dass es selbst angesichts seine reichen Geschichte keinen Grund gibt an irgendeiner nostalgischen Ordnung festzuhalten. Wenn jetzt etwas im Malaria passiert, passiert es, weil seine BesucherInnen das so wollen.